Judaica Cologne
11 Kölner Orte jüdischen Lebens
11 Kölner Orte jüdischen Lebens
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Jüdisches Wohlfahrtszentrum, Ottostraße 85/Nußbaumerstraße in Ehrenfeld
Das Wohlfahrtszentrum ist der zweite große Standort der Synagogen-Gemeinde, wichtiger Ort und Anlaufstelle für viele jüdische Familien heute. Hier sind vor allem soziale, aber auch pädagogische und kulturelle Aufgaben der Gemeinde untergebracht, so z.B. die Franz-Herschtritt-Kindertagesstätte, die Lauder-Morijah-Grundschule, das Seniorenheim, die Sozialberatung, die Verwaltung und eine Bibliothek mit Büchern vor allem in russischer Sprache. Der Bau ist architektonisch sehr interessant, denn er verbindet den denkmalgeschützten Altbau des „Israelitischen Asyl für Kranke und Altersschwache“ mit einem modernen Anbau und damit jüdisches Leben früher und heute. Das ursprüngliche Gebäude entstand 1908 als ein modernes, überkonfessionell tätiges Krankenhaus und Altersheim der jüdischen Gemeinde. Ab Mitte der 1930er Jahre durfte die Einrichtung nur noch jüdische Patienten behandeln, 1942 wurde es aufgelöst und Patienten und Personal deportiert.
Ein süsser Hund
Der steht da einfach so rum 🙂
Synagoge, Roonstraße 50
Die Synagoge in der Roonstraße am Rathenauplatz ist für viele Kölner heute der Ort jüdischen Lebens in der Stadt. Sie ist das religiöse und kulturelle Zentrum der Synagogen-Gemeinde, ihr „Herzstück“. Neben dem Sitz der Synagogen-Gemeinde, sind hier eine Reihe jüdischer Organisationen zu Hause, wie z.B. die Frauenorganisation WIZO (Women’s International Zionist Organisation), der Turn- und Sportverein Makkabi Köln e.V., die Kindertagesstätte „Die Roonis“ und das Jugendzentrum Jachad. Die Synagoge ist auch ein Ort der Kultur und Begegnung, denn es finden dort zahlreiche Veranstaltungen statt, wie Konzerte, Vorträge, Lesungen oder Ausstellungen.
MiQua. LVR- Jüdisches Museum im archäologischen Quartier, Rathausplatz
Coming soon (hopefully) – das Highlight für alle Besucher*innen Kölns, die an römischer und jüdischer Geschichte der Stadt interessiert sind. Es wird sicher das spannendste jüdische Museum Deutschlands, denn es verbindet die unterirdische Archäologische Zone, Ausgrabungen und Funde aus römischer Zeit und dem Mittelalter mit einem Jüdischen Museum. Besucher*innen werden eintauchen können in 2000 Jahre Stadtgeschichte. Zu sehen sein wird das Praetorium, der römischer Stadthalterpalast. Die jüdische Geschichte wird ab dem Mittelalter mit dem Fundament der Synagoge, der vollständig erhaltenen Mikwe und vielen interessanten Fundobjekten gezeigt.
Löwenbrunnen, Lern- und Gedenkort Jawne, Erich-Klibansky-Platz (Helenenstraße)
Der kleine, ruhige Platz mit dem Löwenbrunnen am Lern- und Gedenkort Jawne ist ein etwas versteckter Ort in der Innenstadt. Selbst manche Kölner*innen kennen ihn noch nicht. Hier befanden sich die Schulhöfe der Volksschule Moriah und der Jawne, das „Private jüdische Reform-Realgymnasium mit Realschule für Knaben und Mädchen“. Die Jawne war damals das erste und einzige jüdische Gymnasium im Rheinland. Der Löwenbrunnen erinnert an die 1.100 ermordeten jüdischen Kinder aus Köln. Hermann Gurfinkel, ein ehemaliger Schüler der Jawne, schuf die Figur des Löwen. Der Löwe gilt als Symbol für das jüdische Volk.
Gedenktafel mit großem Davidstern, Richmodstraße 6
Auch viele Kölner*innen wissen nicht, dass der frühe Zionismus seinen Ausgangspunkt in Köln hatte. Die bronzene Gedenktafel im Bürgersteig erinnert an Dr. Max I. Bodenheimer und die Bedeutung Kölns für die Bewegung, die als politische Antwort auf den zunehmenden Antisemitismus in Europa entstanden war. Bodenheimer organisierte zusammen mit David Wolffsohn die erste zionistische Weltorganisation und veröffentliche 1896 seine Vorstellungen in den „Kölner Thesen“. Das Haus in der Richmodstraße 6 war Wohnsitz der Familie Bodenheimer und Zentrum der Aktivitäten.
Naumann-Siedlung, Boltensternstraße 111-131
Es waren nicht nur Unternehmer, Bürger und Mäzene, die für avantgardistische und zeitlos schöne Architektur sorgten. Auftraggeberin der wieder denkmalgerecht sanierten Naumann-Siedlung war die Gemeinnützigen Aktiengesellschaft für Wohnungsbau (GAG) und die Siedlung ein Projekt des sozialen Wohnungsbaus. Die Wohnungen waren insbesondere für Arbeiter der Ford- und Rheinkabelwerke und ihre Familien vorgesehen. Die Siedlung wurde nach Plänen eines Architektenkonsortiums unter Leitung von Manfred Faber errichtet und 1930 fertig gestellt. Manfred Faber gilt als Vertreter des Neuen Bauens und gehörte zur Avantgarde der Kölner Architekturszene. Er wurde 1944 wegen seiner jüdischen Abstammung in Auschwitz ermordet.
„Judenprivileg“, Kölner Dom, Kreuzkapelle
Im bekanntesten Wahrzeichen Kölns findet sich ein steinernes Manifest, welches Geschichte erzählt.
Die steinerne Urkunde aus dem Jahr 1266 geht auf den Erzbischofs Engelbert von Falkenburg zurück und kann heute im Kölner Dom besichtigt werden. Er sicherte darin den Kölner Juden ihre früheren Freiheitsrechte zu und machte sie in dieser Form öffentlich. Die Urkunde ist eine Reaktion auf die Angriffe der christlichen Mehrheit gegen die jüdischen Kölner*innen und die Bescheidung ihrer Rechte. Öffentlich und an prominenter Stelle an den Außenmauern der Domkathedrale angebracht, sollte auf die Rechte der jüdischen Bevölkerung nochmal hingewiesen werden. Im Römischen Reich hatten Juden als gleichberechtigte Staatsbürger gegolten. Im Mittelalter hingegen war ihre Rechtsstellung deutlich schlechter und unsicher.
Hohenzollernbrücke
Jeder kennt die Hohenzollernbrücke. Sie ist neben dem Kölner Dom eines der wichtigsten Symbole der Stadt. Dom und Brücke bilden eine Sichtachse und prägen als Ensemble das Stadtbild. Menschen, die mit dem Zug nach Köln kommen, werden von beiden begrüßt. Das Brückengeländer ist dicht mit bunten Liebeschlössern behangen. Hierher kommen Paare und Verliebte und sichern sich ewige Liebe und Treue zu. Den Konstrukteur namens Beermann kennt allerdings kaum jemand.
(Falk) Fritz Beermann, Bauingenieur und Ober-Regierungsbaurat, konstruierte die Stahlbögen-Konstruktion der Hohenzollernbrücke. Er war im Übrigen auch mit der Neustrukturierung des Kölner Eisenbahnnetzes beauftragt worden und damit ebenfalls für die Südbrücke sowie den Umbau des Hauptbahnhofes verantwortlich. Beermann stammte aus einer jüdischen Familie.
Jüdischer Friedhof Köln-Deutz, Judenkirchhofsweg, Eingangstor Südwestseite des Friedhofs
Ein besonderer Ort im Rechtsrheinischen ist der Jüdische Friedhof in Deutz. Sichtbare Spuren des langen jüdischen Lebens in Deutz gibt es heute nicht mehr, aber der Friedhof ist ein originaler Ort jüdischer Geschichte und ein einzigartiges Biotop für seltene Pflanzen und Tiere.Nach der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus Köln, vermutlich um 1424 siedelten Juden in Deutz. Der Jüdische Friedhof in Deutz ist der älteste erhaltene jüdische Friedhof im Gebiet der heutigen Stadt Köln. Er wurde um 1698 eingerichtet und bis 1941 als Friedhof genutzt. Heute kann man ihn besichtigen und es finden hin und wieder Führungen statt. Zu den bekannten Grabstätten gehören die von Isaak Offenbach, dem Kantor der jüdischen Gemeinde und Vater des Komponisten Jacques Offenbach und das Familiengrab der Bankiersfamilie Oppenheim. David Wolffsohn, Nachfolger Theodor Herzls als Präsident der Zionistischen Weltorganisation wurde dort bestattet, ebenso wie der Schriftsteller, Philosoph und Frühzionist Moses Hess, dessen Grab später nach Israel überführt wurde.
Kunstwerk Ma’alot, Heinrich-Böll-Platz
Ein Kunstwerk, das wohl jeder Kölner kennt, aber vielfach nicht in seinen Bedeutungen wahrgenommen wird. Fast alle Stadtführungen zum Thema jüdisches Köln gehen hier vorbei. Das begehbare Freiluftkunstwerk Ma’alot wurde von Dani Karavan (geb. 1930 in Tel Aviv, gest. 2021 in Tel Aviv) geschaffen, einem international renommierten israelischen Künstler. Es erstreckt sich zwischen Dom und Museum Ludwig, besteht u.a. aus großen, aufeinander gestapelten Blöcken aus Gusseisen und Granit, Eisenbahnschienen, Kreisen im Boden sowie sechs Akazien. Das hebräische Wort Ma’alot hat im Übrigen viele Bedeutungen. Es bezieht sich ursprünglich jedoch auf die Wallfahrtsgesänge Psalmen 120 bis 134, die durch die ansteigenden Stufen zum Ausdruck kommen. Für das Kunstwerk gibt es verschiedene Deutungen, Dani Karavan lässt die Interpretation jedoch offen.
Isaac Offenbach & Jacques Offenbach
Isaac Offenbach (geb. 1779 in Offenbach am Main, gest. 1850 in Köln) ist der Vater des berühmten Operettenkomponisten Jacques Offenbach (geb. 1819 in Köln, gest. 1880 in Paris). Isaac Offenbach wächst in Offenbach bei Frankfurt am Main auf. 1802 kam er in die damals freie Stadt Deutz, ein bekannter Ausgeh- und Vergnügungsort für die Kölner Bürger mit Gasthöfen, Weinstuben und Tanzsälen. Isaac Offenbach wurde 1816 Kantor der neu gegründeten jüdischen Gemeinde Kölns und zog mit seiner Familie von Deutz nach Köln. Die Bezahlung seiner Kantorentätigkeit reichte nicht, um die Familie zu ernähren, so dass er verschiedensten Tätigkeiten ausübte, um über die Runden zu kommen. Er sang in Lokalen, arbeitete als Musiklehrer und gründete eine Buchbinderei. Zeit seines Lebens komponierte er für Gottesdienste der Kölner Gemeinde.
Jacques Offenbach ist bekannt und weltweit berühmt geworden mit seinen Werken „Orpheus in der Unterwelt“ und „Hoffmanns Erzählungen“. Er kam 1819 in Köln zur Welt und ist der zweite Sohn von Isaac und Marianne Offenbach, die ihn Jacob nannten. Jacob (später Jacques) galt als hochtalentiert und wurde mit 14 Jahren zur musikalischen Ausbildung nach Paris geschickt. Dort wurde er zum weltberühmten Komponisten. 1844 heirate Jacques Marie Manuela Hermine de Alcain. Allerdings hatten die Brauteltern die Taufe von Jacques zur Bedingung gemacht. 1860 erhielt Jacques das französische Bürgerrecht und wurde Ritter der Ehrenlegion. Er starb 1880 und wurde auf dem Friedhof Montmartre beigesetzt.
Hinweis:
Illustration Peter Pichler; www.illupak.de