Auch viele Kölner*innen wissen nicht, dass der frühe Zionismus seinen Ausgangspunkt in Köln hatte. Die bronzene Gedenktafel im Bürgersteig erinnert an Dr. Max I. Bodenheimer und die Bedeutung Kölns für die Bewegung, die als politische Antwort auf den zunehmenden Antisemitismus in Europa entstanden war. Bodenheimer organisierte zusammen mit David Wolffsohn die erste zionistische Weltorganisation und veröffentliche 1896 seine Vorstellungen in den „Kölner Thesen“. Das Haus in der Richmodstraße 6 war Wohnsitz der Familie Bodenheimer und Zentrum der Aktivitäten.
Die Zielsetzungen der Kölner Zionisten fanden bei den Kölner Jüdinnen und Juden damals nur äußerst geringes Interesse, verstanden sie sich doch als Deutsche und hatten mehrheitlich kein Interesse daran, in den Nahen Osten zu ziehen. Das änderte sich ab 1933, als Jüdinnen und Juden Auswege aus der Verfolgung in Deutschland suchten, dabei auch die Idee eines jüdischen Staates zur neuen Orientierung wurde. Der erste Zionistische Kongress 1897 war im Übrigen für Frankfurt oder München geplant worden, fand dort aufgrund der Proteste zahlreicher Rabbiner deutscher Gemeinden nicht statt und wurde nach Basel verlegt. Theodor Herzl wurde zum ersten Präsidenten der Zionistischen Weltorganisation gewählt und Bodenheimer übernahm die Leitung der Zionistischen Vereinigung für Deutschland. Damit war Köln wichtiger Standort der politischen Bewegung geworden. Kleine Anekdote am Rande, auch die Fahne Israels wurde in Köln erfunden, vermutlich ebenfalls in der Richmodstraße 6. Später verlor Köln seine Rolle für die zionistische Bewegung wieder, denn die Aktivitäten wurden nach Jerusalem verlagert.
Camille De Toledo und Alexander Pavlenko erzählen in ihrer Grafic Novel „Herzl“ die Geschichte von Herzls Vision und seinem Kampf für einen eigenen Staat
Bild:
Peter Veil